1. Was ist eine Anleihe?
Eine Schuldverschreibung (= Anleihe) ist ein Wertpapier, dass ein Forderungsrecht verbrieft. Es handelt sich um eine Möglichkeit der langfristigen Kapitalbeschaffung in Form einer Fremdfinanzierung. Durch die Emission wird Fremdkapital über den Kapitalmarkt aufgenommen.
2. Arten von Anleihen
Anleihen können im Hinblick auf die Konditionen in unterschiedlichsten Varianten begeben werden.
a) Mittelstandsanleihen/ Unternehmensanleihen
Bei der Unternehmensanleihe stellt der Anleihegläubiger dem Unternehmen Kapital in Form eines Darlehens zur Verfügung.
Bei einer festverzinslichen Anleihe hat der Anleihegläubiger einen Anspruch auf Zahlung von festen Nominalzinsen, die an bestimmten Terminen fällig sind.
Bei variabel verzinslichen Anleihen wird ein fester Zinsbestandteil mit einem Referenzzinssatz (z.B. EURIBOR oder LIBOR) verknüpft.
Unternehmen versuchen mit Mittelstandsanleihen ein geringes Eigenkapital auszugleichen. Sie haben den Vorteil, dass die eigene Kreditlinie durch Anleihen geschont wird und keine Sicherheiten erforderlich sind, wie beim klassischen Kredit.
b) Staatsanleihen
Bei Staatsanleihen fungiert der Staat als Schuldner. Auch Gebietskörperschaften und öffentliche Unternehmen werden oft mit Staatsgarantie ausgestattet. Bundesanleihen werden in drei verschiedenen Kategorien angeboten:
- Schatzanweisungen (Treasury Bills, oder T-Bills genannt) haben eine Laufzeit von weniger als einem Jahr.
- Banknoten (sog. Treasury Notes, oder T-Notes) können eine Laufzeit von 1-10 Jahren haben.
- Schatzanweisungen haben hingegen eine Laufzeit von über 10 Jahren.
Bundesschatzanweisungen dienen der kurz- bis mittelfristigen Liquiditätsversorgung des Bundes. Wie alle Bundeswertpapiere zählen Bundesobligationen zu den mündelsicheren Wertpapieren.
c) Hybride Anleihen
Hybrid-Anleihen sind sog. nachrangige Anleihen. Es handelt sich um eine Kombination aus Anleihe und Aktie. Die Aktionäre unterliegen hierbei einer Haftung wie ein Gesellschafter. Bei einer Insolvenz erhalten die Gläubiger erst Geld aus der Masse, wenn die Forderungen der Banken vollständig befriedigt sind, so dass eine hohe Ausfallquote besteht. Allerdings bieten Hybridpapiere ganz erhebliche Renditen im Gegenzug.
d) Wandelschuldverschreibungen
Eine Anleihe wird als Wandelschuldverschreibung bezeichnet, wenn sie mit einem Umtausch- oder Wandlungsrecht auf Aktien des emittierenden Unternehmens verbunden ist. Dies ist der Fall, wenn der Gläubiger der Schuldverschreibung seinen Anspruch auf Rückzahlung des Darlehens zu einem vorher festgelegten Wandlungsverhältnis in Aktien des ausgebenden Unternehmens tauschen kann und eine Rückzahlung des Darlehens bei Ausübung des Wandlungsrechts entfällt.
Die Gesellschafterstellung tritt bei Ausübung des Optionsrechtes neben die Gläubigerstellung. Optionsrechte werden in Optionsscheinen verbrieft, die von der Optionsanleihe getrennt übertragen werden können.
3. Rechtliche Grundlagen
Schuldverschreibungen stellen Fremdkapital über den Kapitalmarkt dar und sind verbriefte Forderungsrechte. In Abgrenzung zur Beteiligung beinhalten sie jedoch keine Mitgliedschaftsrechte am Unternehmen. Die Inhaberschuldverschreibung ist in den §§ 793 ff. BGB geregelt; die Namensschuldverschreibung in § 806 BGB erwähnt. Die häufigste Form der Schuldverschreibung ist die Inhaberschuldverschreibung. Das ist eine Schuldverschreibung, bei der das Unternehmen als Schuldner die Leistung dem jeweiligen Inhaber des Wertpapiers verspricht. Inhaberschuldverschreibungen sind frei handelbar und können auch an einer Börse notiert werden.
4. Risiken einer Anleihe
Anleihen sind grundsätzlich riskant, da sie zu den unternehmerischen Beteiligungen gehören, die von den Erträgen und der Entwicklung des Schuldners abhängen. Die Kurse von Anleihen können daher sehr schwanken und zum Totalverlust führen.
Neben dem Kreditrisiko gibt es Risiken in Bezug auf Schwankungen der Zinssätze, einer steigenden Inflationsrate, oder einem potenziellen Währungsrisiko.
5. Rechtliche Möglichkeiten bei Anleihekauf
Bei einer Änderung der Anleihebedingungen ist oft eine Kündigung möglich. Auch Schadensersatzansprüche der Anleger gegen an der Emission beteiligte Unternehmen und/oder Personen bestehen in vielen Fällen.